Der Große Preis von Templin

Im September kamen die Riverstate’ler in Brandenburg zusammen, um sich gemeinsam bei Kart und guter Laune für einen nach langer Zeit endlich erreichten Meilenstein zu belohnen.

Was lange währt … ist dann plötzlich immer so

Erfolg wird meistens belohnt. In unserem Fall war es allerdings längst überfällig.
Ein Jahr liefen wir einem Ziel hinterher, das wir uns ambitioniert als Maß der Dinge gesetzt hatten. Ein Jahr schufteten wir uns wund – Recruiter, Vertriebler, Support, Management –, telefonierten Kandidaten ab, bis der Telekom schwindlig wurde, hielten flammende Appelle, die sämtliche Erfolgscoaches auf Youtube in den Schatten stellten, fluteten das Netz mit Stellenanzeigen, akquirierten Kunden und besetzten Stellen in einem Eifer wie Kinder die Stühle bei der Reise nach Jerusalem. Alles, um unsere Kunden glücklich zu machen und nebenbei unser gemeinsames Ziel zu erreichen und endlich die ersehnte Belohnung einzukassieren – den großen Riverstate Kart Grand Prix von Templin.
Oft waren wir knapp davor und es fehlte nicht viel, aber das Ziel stand uneinnehmbar da wie die Bergfestung der Assassinen.
Etwa ein Jahr dauerte es, bis es im Mai 2023 endlich fiel. Dass wir es seitdem jeden Monat geschafft haben, als sei es das Selbstverständlichste auf der Welt, ist ein Akte X würdiges Phänomen, über das man lange spekulieren und philosophieren kann.
Will sagen: Wir hatten es uns wirklich redlich verdient.

Vorbereitung ist alles

Die Planungen für das große Teamevent liefen sofort an. Die Kartbahn wurde gebucht, ein passendes Hotel in der Nähe gesucht, mit Seeblick bitte und allen Annehmlichkeiten, die ein ostdeutsches Vergnügungs-Resort, in dessen Nähe unsere ehemalige Bundeskanzlerin ihre Kindheit verbracht hat, uns bieten konnte.

Kimberly legte sich mächtig ins Zeug und machte alles klar. Am 8. September war es soweit und aus ganz Deutschland rückte die Riverstate-Entourage an. Alle siegesgewiss, voller Ehrgeiz, mit Benzin im Blut. Man kann nicht verlangen, mit einer Gruppe erfolgshungriger Manager, Recruiter und Vertriebler ein Rennen zu veranstalten mit dem alleinigen Ziel, Spaß zu haben. Alle waren heiß, alle wollten gewinnen.

Wiedersehen macht Freude

Natürlich war zuerst mal die Wiedersehensfreude groß. Wir sitzen verteilt über ganz Deutschland, mit Zentren in Düsseldorf und Berlin. Viele sehen sich monatelang nur auf dem Bildschirm oder haben sich noch nie live gesehen. Daher ist es immer schön, mal in der echten Welt zusammenzukommen. Im strahlenden Sonnenschein begrüßten wir uns unter dem weiten, tiefen Himmel Brandenburgs.

Doch schon im nächsten Moment gingen die Vorbereitungen los, Getränke und Sturmhauben wurden ausgegeben, Helme anprobiert, Strecke und Karts begutachtet, über Kurven gefachsimpelt und über eine fremdartige Erfindung namens Bremspedal.

Wir wurden in zwei Gruppen aufgeteilt, weil ansonsten das Feld zu groß gewesen wäre. Und schon stand die erste Gruppe vor der Kartbahn, locker und relaxt wie die Spieler im Kabinengang vor dem Chamions-League-Finale.

Der Mann von der Kartbahn hielt eine ernste Ansprache, in der es um Nebensächlichkeiten wie Sicherheitsvorkehrungen, Regeln in der Boxengasse und den Schutz seines Lebens ging. Dann wurden die Helme über die Sturmhauben gezogen und man verteilte sich auf die Karts.
Alle versuchten, lässig zu wirken. “Und? Bist du schon mal gefahren?” Abwinkende Gesten, Achselzucken. “Ach was, vielleicht ab und zu mal.” “Irgendwann mal als Kind.” “Nein, nie.” Und nur wenig später flogen sie über die Strecke, als seien sie in Formel-1-Autos auf dem Nürburgring geboren und mit Kerosin gesäugt worden.

Die Sonne schien, die Reifen quietschten und alle hatten einen Heidenspaß.
Dann war die zweite Gruppe dran und das Ganze wiederholte sich. Insgesamt gab es pro Gruppe drei Durchläufe. Zwanzig Minuten zum Aufwärmen und mit den Karts vertraut werden, zwanzig Minuten Qualifying und dann zwanzig Minuten Rennen.
Der Große Preis von Templin lief auf Hochtouren.

Es kann nur einen geben

Bereits nach dem Aufwärmen war klar – das Rennen würde blutig werden. Wundersamerweise überlebten alle unverletzt und sogar mit einem Lächeln im Gesicht.

Obwohl es zwei Rennen gab, wurde am Ende eine Gesamtwertung und ein Gesamtsieger ermittelt.
Den ersten Platz belegte der Überraschungssieger: Hendrik “Bleifrei” Petri. Schon während des Rennens hatte er durch seinen straighten Fahrstil die Fahrer der anderen Gruppe beeindruckt, die ihm hingerissen von der Tribüne aus zugeschaut hatten, wie er in den Sitz geschweißt und wie auf Schienen über die Bahn gesaust war, als hätte er nie in seinem Leben etwas Anderes gemacht. Auf dem zweiten Platz landete Max, der alles richtig gemacht hatte und bei diesem Event einen würdigen Einstand ins Team gab. Dritter wurde Michael, unser COO, der sich zwar alle Mühe gab, lässig zu wirken, sich aber innerlich bestimmt ärgerte, dass die Wochen harter Vorbereitung und das tägliche, heimliche Üben auf der Strecke nur fürs dritte Treppchen gereicht hatten – oder wie er es formulierte, für den “Platz des 2. Verlierers”. Die insgesamt schnellste Runde hatte übrigens unser CEO Marco auf den Asphalt gelegt (weil mein Job mir lieb ist, sei auch das hier kurz erwähnt;).

Nach der Siegerehrung sollten zum Abschluss alle zum Gruppenfoto am Siegertreppchen zusammenkommen, aber zunächst wollte niemand so recht. Der Grund: Die drei Sieger hielten Sektflaschen in den Händen. Die Sonne schien, es war heiß, alle fürchteten die prickelnde Dusche. Als klar war, dass der Sekt lieber getrunken als verschüttet wurde, entstand das Gruppenfoto und rundete diesen Teil des Events würdig ab.
Anschließend verteilten sich alle auf die Autos und los ging es zum Hotel.

Psychedelic Palace

Das Hotel lag nur wenige im Volldrift genommene Kurven von der Rennstrecke entfernt. Es sah aus wie ein DDR-Plattenbau, der sich als mittelalterliche Zwingburg verkleidet hatte und in einer Nacht-und-Nebel-Aktion von Hippies im LSD-Rausch bunt angemalt worden war (und das ist ausnahmsweise keine Übertreibung). Es war riesengroß und wirkte so komplex, als habe Erich Honecker damals Daedalus als Architekten eingestellt mit der Bitte, dem Minotaurus in Brandenburg ein neues Labyrinth zu bauen.

Es hatte alles zu bieten, was das Herz begehrt – vom Bingoabend über Minigolf bis Ziegenfüttern. Nein, im Ernst, hier blieben keine Wünsche offen (im Geiste höre ich Yasmin sagen: “Na ja, abgesehen vom Stil vielleicht.”). Ein Mini-Las-Vegas mitten in Brandenburg.
Das Highlight war definitiv der See.

Verschwitzt und ölverschmiert fielen wir in die Lobby ein wie ein Rudel Mechaniker, nur eines im Sinn: Schnell auf die Zimmer, Sachen ablegen, Bikinis und Badehosen an und ab ins kühle Nass. Einen halbstündigen Stoßdämpfer versetzte uns die Schlange an der Rezeption und der Umstand, dass wir nach unserem Geschwindigkeitsrausch plötzlich in einen Film hineingeraten zu sein schienen, der in Zeitlupe ablief – oder einen Wettbewerb, welcher Hotelgast am langsamsten seinen Namen und seine Adressdaten auf ein Formular malen konnte. Aber auch diese Hürde nahmen wir mit gewohnter Lässigkeit, indem Michael das Mini-Bistro neben dem Empfang solange überredete, bis es sich für uns kurzerhand in einen weiteren Rezeptionsschalter verwandelte.
Endlich also: Der See, feinster, weißer, brandenburgischer Sandstrand, kühles Wasser, genau richtig temperiert, um unsere heißgelaufenen Motoren zu kühlen.
Die ersten Drinks an der Strandbar gingen runter wie Öl.

Aftershow

Dass das Hotel riesig war, wurde schon erwähnt. Außerdem hatte es mehr Speisesäle als eine Kuh Mägen. In einem von diesen, der passenderweise den Namen “Brandenburg” trug und die Größe einer Messehalle hatte, fanden wir uns nach dem Duschen zum Abendessen ein und genossen ein pompöses Buffett. Anschließend ging es in den Biergarten, außerhalb des Hotels, der exklusiv für uns reserviert war. Wobei, Biergarten trifft es nicht ganz, es war eher eine Art Jagdhütte oder Vereinshaus mit Außenbestuhlung direkt am Waldrand, zwar noch in Sichtweite des riesigen Hotels, aber an der äußersten Peripherie. Draußen ein Feuer, Tische und Bänke standen bereit, die Theke im Inneren war reichlich bestückt, inklusive einer freundlichen Dame, die die Zapfhähne bediente und die Drinks mixte. Das perfekte Setting, um diesen warmen, ereignisreichen Tag ausklingen zu lassen.

Nachdem alle eingetrudelt waren, wurde die feierliche Stimmung der anbrechenden Nacht und des Feuerscheins genutzt, um Reden und Laudationen zu halten, Danke zu sagen und auf die erfolgreichen Monate zurückzublicken, die hinter uns lagen. Anschließend bekam die Frau hinter der Bar zu tun.
Das Wetter war noch so angenehm, dass wir bis spät in die Nacht draußen sitzen konnten. Je später die Stunde, desto angeregter die Gespräche, die ein weites Themenspektrum abdeckten, von der erfolgreichen Organisation des Arbeitstages, über lustige Reiseanekdoten bis hin zu hitzigen, wissenschaftlich fundierten Diskussionen über die Auswirkungen von Glutamat auf das Gehirn. Außerdem kam die Theorie auf, das Hotel sei in Wahrheit ein Altenheim, das sich nur als Hotel tarne, um den Einwohnern einen Lebensabend im Überfluss und bar jeder Langeweile zu bescheren.

Wir sind noch immer nicht ganz sicher, ob nicht doch der eine oder die andere in diesem riesigen Komplex verschwunden sind und sich, ohne einen Ausweg zu finden, im Sündenbabel von Bingo, Ziegen-Streicheln und mächtigen Buffets verloren haben. Es sei ihnen vergönnt. Die meisten schafften jedenfalls am nächsten Morgen nach einem reichhaltigen Frühstück den Absprung. Falls jemand mal behauptet hat, die Teamevents von Riverstate seien legendär – er hatte recht.

Der Autor

Florian begann seine berufliche Reise im Handwerk und kehrte schließlich schreibend dahin zurück. Nach einer Ausbildung zum Systemelektroniker bei der Deutschen Telekom AG arbeitete er als freier Mitarbeiter der Rhein-Zeitung und studierte Philosophie und Germanistik in Trier und Valencia. Bereits während des Studiums begann er mit dem Abfassen literarischer Texte. Nach dem Masterabschluss zog es ihn nach Berlin, wo er zunächst als Sozialbetreuer in einer Flüchtlingsunterkunft und als Grundschullehrer tätig war. Es folgte eine Zeit als freier Autor und Lektor, u.a. für Spiegel-Online, Tagesspiegel, KaDeWe und das Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung. Seit Anfang 2023 ist er Redakteur und Qualitätsmanager bei der Riverstate Personalberatung.

FLORIAN KUGEL
Redakteur und Qualitätsmanager